Anos Rebeldes
Die Miniserie Anos Rebeldes von 1992 erzählt die Erlebnisse einer Gruppe von Teenagern von 1963 bis 1979, die die Schule abschließen. Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte zwischen João Alfredo, ein idealistischer Junge, der sich dem bewaffneten Kampf anschließt und Maria Lúcia, die es vorzieht, unpolitisch zu sein. Die Serie zeigt, wie die brasilianische Militärdiktatur (1964−1985) das Leben dieser Gruppe junger Menschen und der anderen Figuren der Handlung beeinflusst.
Gilberto Braga wurde durch die Bücher 1968, o ano que não terminou (1988) des Journalisten Zuenir Ventura und "Os Carbonários": memórias da guerrilha perdida (1980) von Alfredo Syrkis, zum Schreiben der Miniserie inspiriert. Die jungen Schauspieler, die den dramatischen Kern der Miniserie bilden, stehen älteren Schauspielern der Generation 1967/70 gegenüber, die ebenfalls von der Diktatur betroffen waren. Der Regisseur Dennis Carvalho musste mit ansehen, wie Bete Mendes, seine Partnerin und Schauspielerin in der Miniserie, während der Diktatur verschwand. Es war das erste Mal, dass politische Gewalt, Folter und Zensur während der Militärdiktatur in Brasilien im öffentlichen Fernsehen gezeigt wurde. In der Serie werden immer wieder "historische Bildertafeln" (port. painéis históricos), Folgen historischer Bilder und Archivmaterial in schwarz und weiß von Silvio Tendler gezeigt. Die Innovation der "historischen Bildertafeln" besteht nicht nur in der Darstellung von Ereignissen der Realität in entscheidenden Momenten der historischen Zeit, sondern auch in der Komposition der melodramatischen Handlung.
Es wird eine wachsenden Spannung aufgebaut, die von der zeitlichen Entwicklung der brasilianischen Gesellschaft unter der Diktatur begleitet wird. Durch “erklärende” Debatten zwischen den Figuren über verschiedene politische Positionen, die jede von ihnen in der sich entfaltenden "historischen" Realität einnimmt, werden politische Fragen der Zeit beleuchtet.
Die Miniserie hatte einen entscheidenden Einfluss auf die öffentlichen Demonstrationen, die 1992 die Amtsenthebung des Präsidenten Fenando Collor de Melo forderten. Medienberichten zufolge inspirierte die Miniserie die "caras-pintadas"-Bewegung, wie die Jugendlichen genannt werden, die ihre Gesichter bemalten, wenn sie zu den Demonstrationen der Volksbewegung "Fora Collor" gingen. Ein wichtiger Aspekt für GUMELAB ist der Einfluss beider Ereignisse, die auf kulturelle und politische Weise die Geschichte Brasilien auf miteinander verbinden.
Quellen und Literaturhinweise
ABDALA JUNIOR, R. Memórias da ditadura, TV e os 'rebeldes' anos 1980: um estudo sobre o papel da minissérie Anos Rebeldes na cultura histórica de brasileiros em1992. Goiânia, 2021. 2ª Edição.
ABDALA JUNIOR, Roberto. Brasil anos 1990: teleficção e ditadura — entre memórias e história. Topoi (Rio de Janeiro), v.13, p.94 - 111, 2012.
KORNIS, Mônica Almeida. Uma História do Brasil recente nas minisséries da Rede Globo. Escola de Comunicação e Artes da Universidade de São Paulo, novembro de 2000. Mimeo.
SKIDIMORE, Thomas. Brasil: de Castelo a Tancredo, 1964 a 1985. Trad. Mario Salviano Silva. Rio de Janeiro: Paz e Terra, 1988.
SYRKIS, Alfredo. “Os Carbonários” memórias da guerrilha perdida. Rio de Janeiro, Editora: Global, 1984. (5ª Edição).
VENTURA, Zuenir. 1968, o ano que não terminou. Rio de Janeiro: Nova Fronteira, 2003 [1988]. 39ª Impressão.
Wikipedia (2021): „Anos Rebeldes”. Online verfügbar unter https://pt.wikipedia.org/wiki/Anos_Rebeldes. Zuletzt geprüft am 16.12.2021.
Wikipedia (2021): „Caras-pintadas“. Online verfügbar unter: https://pt.wikipedia.org/wiki/Caras-pintadas. Zuletzt geprüft am 16.12.2021.