Gäste und Fellows
Besuch des Gastwissenschaftlers Thiago Nicodemo, 10.07.-10.08.2023
Unser Kooperationspartner Thiago Nicodemo, Generaldirektor des Archivs des Bundesstaates São Paulo, Professor für Theorie der Geschichte an der Staatlichen Universität von Campinas - UNICAMP (Campinas, Brasilien), bei der er für das Zentrum für digitale Geisteswissenschaften verantwortlich ist, sprach bei seinem Aufenthalt über die Digitalisierung von historischen Archiven. Er erklärte die Schwierigkeiten, die bei der Bewahrung von Daten aus digitalen Plattformen, wie sozialen Netzwerke und Internetseiten auftreten. Die Fragen nach einem gelungenen Datenmanagement, die Demokratisierung von Daten sowie der Zugang zu Quellen verändern sich durch die Digitalisierung und die Arbeit mit digitalen Methoden. Für die Digitalisierung von historischen Quellen im Archiv des Bundesstaates São Paulo wird unter anderem mit künstlicher Intelligenz zur Texterkennung gearbeitet. Die Datenmenge, die durch digitale Daten entstehen, beeinflusst ebenfalls die Archivierung und den Zugang zu Daten, die das Archiv vor andere Herausforderungen stellt. Thiago Nicodemo unterstützte GUMELAB unter anderem bei den theoretischen Überlegungen zur Nutzung von digitalen Methoden in der E-Research Komponente zur Erfassung von Daten aus sozialen Netzwerken wie Twitter und YouTube.
Besuch der Gastwissenschaftler:innen Heisman Arcila und Gicela Aguirre, 10.06.2023-10.07.2023
Die beiden Gastwissenschaftler:innen Heisman Arcila und Gicela Aguirre arbeiten in unserem Kooperationsteam an der Universidad de Antioquia eng mit GUMELAB im Bereich E-Research und der Nutzung von digitalen Medien zusammen. Gicela Aguirre García arbeitet in ihrer Promotion am Lateinamerika-Institut Berlin mit digitalen Methoden in Bezug auf den bewaffneten Konflikt in Kolumbien. Die Forschungsschwerpunkte von Heisman Arcila sind digitale Methoden, die Arbeit mit Kognitiven Agenten und dem Antrainieren von Modellen, Big Data, Deep- und Machine Learning. Beide sind Teil des Teams, das als Kooperationspartner von GUMELAB unter der Leitung von Prof. Dr. Leonardo Pachón an der Universität von Antioquia (Medellín- Kolumbien) am Zugang und der automatisierten Auswertung von Daten auf sozialen Medien wie Twitter und YouTube mittels antrainierter Modelle arbeitet. Durch die Kommentare und Tweets, die während des Schauens von Telenovelas und Serien entstehen, kann das Forschungsprojekt GUMELAB einen Einblick darüber bekommen, über welche Themen die Menschen in Lateinamerika, den USA und Deutschland durch die dargestellten Geschichten diskutieren. Zusammen mit den qualitativen Interviews, die während der Feldforschungsaufenthalte geführt wurden, kann mit der Datenlage der Einfluss von Serien und Telenovelas auf das Geschichtsbewusstsein, die Erinnerungsbilder und die politische Bildung gemessen werden.
Während ihres Forschungsaufenthalts schrieben die beiden Fellows zusammen mit dem brasilianischen Gastwissenschaftler Alesson Rota und der Projektmitarbeiterin Hannah Müssemann an einem Handbuch über die Nutzung digitaler Methoden in geisteswissenschaftlichen Projekten. Dies soll Ende 2023 erscheinen und anhand der Erfahrungen, die im interdisziplinären Team gesammelt wurden, die Methodologie auch für zukünftige Projekte, die mit digitalen Methoden arbeiten möchten, offenlegen. Ebenfalls fanden weitere interne Workshops zur Definition von künstlicher Intelligenz und Diskussionen über die Chancen und Herausforderungen der E-Research Komponente im Forschungsprojekt mit dem GUMELAB-Team statt.
Besuch der Gastwissenschaftlerin Tatjana Louis, 15.06.2022-15.07.2022
Prof. Dr. Tatjana Louis ist Professorin und Leiterin der Abteilung für Sprachen und Kultur der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Universidad de los Andes (Bogotá - Kolumbien). Sie forscht zur Entwicklung des Geschichtsbewusstseins, das Erschaffen von historischer Bedeutung sowie das Lehren und Lernen von Geschichte. Bei ihrem einmonatigen Aufenthalt in Berlin führten wir eine Reihe interner Workshops durch, in denen wir die bisher verwendete Kategorisierung des Geschichtsbewusstseins evaluierten. Ebenso entwickelten wir neue Kategorien, um die empirische Arbeit mit Erinnerungsbildern messen zu können. Die Kategorisierungen der beiden theoretischen Komponenten unserer Forschung sind insbesondere für die Analyse von Kommentaren auf den sozialen Medien sowie für die Auswertung der Interviews wichtig. Für Geschichtsbewusstsein wurde insbesondere mit den sechs Konzepten in dem Buch „The Big Six Historical Thinking Concepts“ von Peter Seixas und Ton Morton (2013) gearbeitet und sie an unsere Forschungsfragen angepasst. Bei der Kategorisierung von Erinnerungsbildern kamen vermehrt theoretische und empirische Herausforderungen auf, die sich nur durch konkrete Beispiele lösen lassen. Wir haben uns auch über die Programme der Seminare ausgetauscht, die wir im Rahmen von GUMELAB entwickelt haben. Damit möchten wir Universitätsstudierenden für die Themen und Ergebnisse unserer Forschung sensibilisieren. Dies regt die Diskussion an, wie Geschichte mit Telenovelas und Serien im Schulunterricht vermittelt werden kann.
Besuch des Gastwissenschaftlers Omar Rincón, 01.06.2022.-30.06.2021
Prof. Dr. Omar Rincón ist Professor an der Fakultät für Kunst und Geisteswissenschaften der Universidad de los Andes (Bogotá - Kolumbien). Als Essayist und Medienkritiker schreibt er regelmäßig Kolumnen zu Fernsehen und Medien in der Zeitung El Tiempo. Omar Rincón arbeitet schon lange zu Fernsehvermittlungen, Unterhaltungsmedien, Populärkulturen, Narcokultur und politischer Kommunikation. Er verbindet dabei künstlerische Ansätze mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Während seines Aufenthaltes in Berlin haben wir sein Fachwissen über die Werke des Kommunikationstheoretikers Jesús Martín-Barbero herangezogen und im Hinblick auf thematische Fragen des GUMELAB Projektes diskutiert. Gemeinsam konnten wir einzelne Kapitel der Serien Narcos und Dignity anschauen. Dabei haben wir über die unterschiedlichen Genres und filmischen Merkmale von Serien und Telenovelasund ihre Auswirkungen beim Publikum gesprochen. Omar Rincón betonte dabei immer wieder, dass die Forschung zu Unterhaltungsmedien, wie es GUMELAB macht, relevant ist und wie Populärkultur für politische Kommunikationsstrategien genutzt werden kann.
Bildquelle: © César Sánchez Carreño, El Tiempo. Link: https://capsulas.com.co/win-no-hay-mas-omar-rincon-el-tiempo/
Besuch der Gastwissenschaftlerin Carolina Galindo, 03.05.2022-03.06.2022
Prof. Dr. Carolina Galindo ist Professorin an der Fakultät für Humanwissenschaften an der Universidad del Rosario (Bogotá - Kolumbien). Sie forscht unter anderem zu Demokratie, Politischer Bildung, Zivilgesellschaft, Frieden, Sicherheit, Gewalt sowie den Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft in Lateinamerika. Ihr Forschungsaufenthalt im Rahmen des GUMELAB Projekts half bei der theoretischen Konzeptualisierung der politischen Bildung. Gemeinsam konnten verschiedene Kategorien erarbeitet werden, um den Einfluss von Serien und Telenovelas auf die politische Bildung der Zuschauer:innen herauszuarbeiten. Darüber hinaus präsentierte Carolina Galindo ihre ersten Forschungsergebnisse zu den kolumbianischen Produktionen "Hombres de Honor" und "La Niña". Dabei diskutierten wir über die Darstellung der Akteure des kolumbianischen bewaffneten Konflikts sowohl in kolumbianischen als auch in nordamerikanischen Fernsehserien und Telenovelas. Im Zentrum standen dabei die Vermittlung politischer Werte und Bürgerkultur durch diese Darstellungen.
Besuch des Gastwissenschaftlers Roberto Abdala Júnior, 15.11.-15.12.2021
Roberto Abdala Júnior ist Professor an der Fakultät für Geschichte der Universidad Federal de Goiás - UFG (Goiânia - Brasilien). Er forscht zu audiovisuellen Narrativen und zur Konstruktion von Geschichte und Realität in Film und Fernsehen. Unter anderem untersucht er die Einbindung echter historischer Bilder und Archivmaterialien in die fiktive Handlung der Miniserie Anos Rebeldes. Beim Forschungsaufenthalt bei GUMELAB ging es um die Produktion brasilianischer Telenovelas und Series wie Anos Rebeldes und O bem amado, die im Rahmen des soziopolitischen Kontexts des Landes von Roberto analysiert wurden. Zentral war dabei die Konstruktion von Erinnerungen und die Auswirkungen auf die politische Partizipation der Gesellschaft. Diese formen nicht zuletzt einen Teil des Geschichtsbewusstseins. Theorien von Jörn Rüsen und Mikhail Bakhtin halfen bei der theoretischen Einordnung der Rezeption von audiovisuellen Formaten bei der Zuschauerschaft. Robertos Aufenthalt konnte Diskussionen über audiovisuelle Narrative im brasilianischen Kontext anstoßen, die sich von den bisherigen GUMELAB-Fallstudien Chile und Kolumbien unterscheidet. Neben einer gemeinsamen Analyse einzelner Sequenzen von Anos Rebeldes, analysierte das GUMELAB-Team zusammen mit Roberto und der kolumbianischen Wissenschaftlerin Gicela Andrea Aguirre García die erste Folge von Pablo Escobar-el Patrón del Mal aus einer internationalen und interdisziplinären Perspektive. Damit reflektierte die Gruppe über kulturelle Eigenheiten der unterschiedlichen Produktionen. Ein gemeinsamer Besuch der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen in Berlin half bei der zeitlichen Einordnung und Entwicklung von Film und Fernsehen in der Medienlandschaft.
Besuch der Gastwissenschaftlerin Lorena Antezana Barrios, 12.09.-12.10.2021
Lorena Antezana Barrios ist Professorin am Institut für Kommunikation und Bild an der Universität von Chile. Sie forscht zur Rezeption audiovisueller Medien, zu kritischem Medienkonsum und Medienpädagogik. Beispielsweise untersucht sie zusammen mit ihrem Team unter anderem die Rezeption der chilenischen Telenovela Los 80 in verschiedenen Generationen.
Im Rahmen ihres Forschungsaufenthaltes bei GUMELAB ging es um die Konzeptualisierung bestimmter Arbeitsbegriffe wie Erinnerungsbilder und „imaginarios“ (auf Deutsch ähnlich zu „Vorstellungen“). Sie analysierte zusammen mit dem GUMELAB Team unterschiedliche audiovisuelle und narrative Strategien, wie historische Ereignisse in Unterhaltungsmedien inszeniert werden. Dafür war die Kontextualisierung der chilenischen Medienlandschaft und Erinnerungsprozesse zentral. Dank ihrer unterschiedlichen Erfahrungen konnte sie verschiedene Methoden für die Rezeptionsforschung von Telenovelas und Serien erklären. Während ihres Aufenthaltes wurde auch über die Merkmale und Vorteile der Tandempartnerschaften zwischen Masterstudierenden und Doktorand:innen der Universidad de Chile und des Lateinamerika-Instituts gesprochen. Ebenso ging es um die Vorbereitung eines internationalen und interdisziplinären Workshops an der Universidad de Chile und die Dialogreisen, die im März 2022 in Tocopilla und in Santiago de Chile stattfinden. Diese sind ein Teil der Transferaktivitäten von GUMELAB, um Wissenschaft der Gesellschaft zugänglich zu machen.
Besuch der Gastwissenschaftlerin Dr. Karen Genschow, 26.07.21 - 06.08.2021
Frau Dr. Karen Genschow ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin mit regionalem Fokus auf Lateinamerika (mit den thematischen Schwerpunkten kulturelles Gedächtnis, Trauma, Gender) in Literatur, Film und populärkulturellen Gegenständen wie Comics und Serien. Sie ist Expertin für chilenische Serien über die Militärdiktatur wie Mary y Mike, Ecos del desierto und argentinische Telenovelas mit historischem Bezug wie Montecristo. Im Rahmen ihres Forschungsaufenthalts bei GUMELAB fanden mehrere Arbeitstreffen und interne Workshops zur Dekodierung der Genre- und Erzählelemente lateinamerikanischer Telenovelas und Serien statt.